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Britische Regierung verwirft Pläne für Filesharing-Blockade!! - Update -

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Die britische Regierung lässt Pläne fallen, Filesharing-Websites von Internet Providern sperren zu lassen, über die urheberrechtlich geschützte Werke widerrechtlich erhältlich sind. Der Weg sei zu mühsam und werde nicht zum Ziel führen, sagte der britische Minister für Unternehmen, Innovation und Qualifikationen, Vince Cable von den Liberaldemokraten anlässlich der Vorstellung einer Strategie (PDF-Datei) zur Modernisierung des britischen Urheberrechts. Stattdessen wolle die Regierung beispielsweise auf einen Rechtehandel setzten und die Ausnahmen vom Copyright im privaten Bereich ausdehnen.
In ihrer Strategie berücksichtigt die britische Regierung Empfehlungen des Medienökonomen Professor Ian Hargreaves von der Universität Cardiff. Er hatte im Mai einen Bericht zu den "Digitalen Chancen" vorgelegt und resümiert, das bisherige System zum Schutz des Geistigen Eigentums blockiere Innovationen statt sie zu fördern. Beispielsweise könnten Wissenschaftler wie Mediziner ohne Erlaubnis der Rechteinhaber nicht auf fast 90 Prozent der Bestände in der Hauptdatenbank für medizinische Forschung zugreifen. In den Museen und Bibliotheken verstaubten diverse so genannte verwaiste Werke, weil unklar sei, wie rechtlich einwandfrei mit ihnen verfahren werden kann.
Von einem Börsenhandel für Rechte an digitalen Werken verspricht sich die britische Regierung bis 2020 einen zusätzlichen Beitrag zur Wirtschaft von 2 Milliarden Pfund (2,3 Milliarden Euro). Zunächst einmal soll herausgefunden werden, wie eine "Digital Copyright Exchange" aussehen sollte. Über die Fortschritte der zuständigen Arbeitsgruppe will die Regierung noch in diesem Jahr berichten.
Für Privatverbraucher soll das britische Recht an die Realität angepasst werden. Die Regierung erläuterte, tausende Menschen kopierten legal erworbenen Content beispielsweise von einer CD auf ihren Computer oder mobilen Musikspieler – und gingen fälschlicherweise davon aus, sie handelten legal. Eingeführt werden sollen auch ausdrückliche Ausnahmen vom Urheberrecht für Parodien.
Die letzten beiden und andere Aspekte enthielt Ende 2006 auch eine Studie für die britische Regierung des ehemaligen Chefredakteurs der Financial Times Andrew Gowers. Er hatte damals aber auch gefordert, dass britische Online-Raubkopierer bis zu zehn Jahre in Haft genommen werden sollten. Die britische Regierung verfolgt lieber den Plan, Internetnutzer zu verwarnen und zu erziehen, die sich online urheberrechtlich geschützte Werke beschaffen. Verwarnte Nutzer sollen Einspruch einlegen können, aber nur wenn sie 20 Pfund zahlen. Das Geld bekämen sie nur zurück, wenn sie erfolgreich widersprechen.




[Update: Vertreter der Unterhaltungsindustrie erneuerten angesichts des Kurswechsels der britischen Regierung ihre Forderung nach einer effektiveren Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen im Netz. Die Regierung müsse nun dringend auf ein Abkommen zwischen Rechteinhabern und der Internetbranche hinarbeiten, betonte der Chef des Verbands der Britischen Musikindustrie (BPI), Geoff Tyler gegenüber dem Guardian.
Im Großen und Ganzen sei der Kurswechsel von den betroffenen Branchen aber begrüßt worden, berichtet der Guardian weiter. An einzelnen Punkten entzünde sich aber auch Kritik, etwa an den schwammigen Vorschlägen zur Lockerung der Kopierverbote bei CDs und DVDs. Eine Vertreterin der Videobranche zeigte sich skeptisch, dass die Maßnahmen tatsächlich Impulse für die Kreativindustrie setzen und forderte, die Vorschläge weiter auszuarbeiten. Die Filmindustrie reagierte reserviert auf den Vorschlag, eine Börse für den Rechtehandel einzurichten.] (anw)

(Quelle: heise.de) 

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